Kaum bekannt, da kaum darüber berichtet wird: Das Massaker deutscher Soldaten in der italienischen Kleinstadt Cumiana am 3. April 1944, bei dem 51 Geiseln von der SS erschossen wurden.
Der verantwortliche SS-Offizier Renninger wurde zwar 1999 angeklagt, starb aber 2000 bevor ein Urteil gefällt werden konnte – und da er in Erlangen lebte, engagiert sich die dortige Friedensbewegung in besonderem Maße für eine Aufarbeitung des Massakers und für das Gedenken an die Opfer.
Inzwischen ist eine offizielle Städtefreundschaft zwischen Cumiana und Erlangen entstanden und Manfred Kirscher vom Friedensbündnis Erlangen ist Ehrenbürger von Cumiana.
Hier sein Redemanuskript der diesjährigen Gedenkveranstaltung vom 26.03.2017 im Wortlaut und als pdf
Liebe mitbürger, liebe gäste,
ich bin der kleinste, unwichtigste redner bei dieser gedenkveranstaltung und deswegen wird von mir erwartet, daß ich mich kurz fasse. Damit habe ich aber ein problem.
Als aktiver in der friedensbewegung kann ich mich nicht kurz fassen, während wir auf der ganzen welt die rückkehr der paranoia des kalten krieges erleben.
Die atomare logik meldet sich aus der gruft zurück wenn hohe politiker eine europäische atombombe fordern. Die NATO im Baltikum, deutsche panzer an der russischen grenze sind die falsche antwort auf die völkerrechtswidrige annexion der Krim durch Rußland!
Versuche, probleme mit waffengewalt zu lösen sind zum scheitern verurteilt – sie produzieren nur weitere gewalt verbunden mit elend und großen flüchtlingsströmen. Das bekommt besonders das >Belpaese< zu spüren. Hier erkennen wir die mangelnde solidarität vieler europäischer staaten, die Italien mit dieser großen herausforderung alleine lassen.
Eine andere sehr wichtige aufgabe der friedensbewegung ist die beendigung des waffenhandels. Nach dem zweiten weltkrieg mit millionen von toten, verstümmelten und flüchtlingen gab es in Deutschland den schwur: >Nie wieder soll von Deutschland krieg ausgehen<. Dieses versprechen scheint vergessen – ist Deutschland doch heute eine der führenden waffenexporteure der welt!
Gegen diese katastrophale entwicklung wenden wir uns mit großen und kraftvollen demonstrationen und auch durch kleinere aktionen wie unsere gemeinsame – nunmehr zur tradition gewordene – friedensfahrt (Maratona per la Pace), diesmal von Berlin nach Erlangen im juli. 15 radfahrer aus Cumiana, 15 radfahrer aus Erlangen und sogar zwei radfahrer aus San Guillermo – Eurer partnerstadt in Argentinien – tragen den gedanken des friedens, der freundschaft und der solidarität in die welt hinaus!
Niemand aus der nachkriegsgeneration der wir angehören trägt schuld an den verbrechen des zweiten weltkrieges – wohl aber tragen wir die große verantwortung und verpflichtung, aus der fürchterlichen vergangenheit zu lernen !
Wir sind es den märtyrern vom 3. April 1944 schuldig alles in unserer macht stehende zu tun, die welt friedlicher zu machen!
Zeigen wir der ganzen welt, wie aus feinden gute freunde werden können! Gemeinsam mit Euch, liebe mitbürger (das sage ich mit viel stolz!) tragen wir zur völkerverständigung in diesen schweren zeiten bei. Wir erlanger sind sehr glücklich, Cumiana als befreundete stadt zu haben!
Wer mehr lesen möchte: – – –
Cumiana – Augenzeugenbereicht von Pietro Mollar – la resistenza – Faschismus und Widerstand in Italien unter deutscher Besatzung
la resistenza – Faschismus und Widerstand in Italien unter deutscher Besatzung
Source: resistenza.de/cumiana-augenzeugenbereicht-von-pietro-mollar/