Filmempfehlung: The Cleaners – Neokolonialismus im digitalen Zeitalter

Dieser Film geht unter die Haut. Er zeigt das outgesourcte Problem der Dienstleistungen rund um Plattformen wie Facebook, Google & Co. Der Beruf des “Content Moderators” bewahrt in Manila einige digitale Dienstleister vor der Arbeit auf der Müllhalde, aber nicht unbedingt vor Selbstmord – denn die Bilder und Filme, die hochgeladen und überprüft werden, ob sie zu löschen sind, brennen sich in das Gedächtnis der jungen Leute ein.

Die Vielschichtigkeit der Problematik kommt über diesen Aspekt hinaus durch die Gegenüberstellung mit Hearing-Stellungnahmen der verantwortlichen CEOs in einem Untersuchungsausschuss des US-amerikanischen Kongresses, sowie Interviewäußerungen von Aussteigern aus der Silicon-Valley-Szene, aber auch politischen Aktivisten und Journalisten zum Ausdruck, die andere Maßstäbe an derlei Plattformen hätten, als die von den Großkonzernen geschulten Content Moderatoren.

Da die Online-Riesen, die wie Facebook in manchen Gegenden der Welt den einzigen Zugang zum Internet stellen und damit der Wahrnehmungsfilter par excellence sind, als Unternehmensmodell den Traffic als oberstes Ziel programmieren, begünstigen sie Polarisierung und Negativismus und erschweren deren Nutzung bzw. Unterstützung für die fortschrittliche Idee von “Medien als Vierte Gewalt”. Auch das Spannungsverhältnis zwischen modernem Erscheinungsbild auf der einen und Rückschritt in der erreichten Aufklärung als Anspruch an das demokratische Gemeinwesen auf der anderen wird erschreckend deutlich. Sehbefehl! Oder besser: “Watch it!” im doppelten Sinne… (Sabine Schiffer) – – –

THE CLEANERS

THE CLEANERS

THE CLEANERS enthällt eine gigantische Schattenindustrie digitaler Zensur in Manila, dem weltweit gröߟten Outsourcing-Standort für Content Moderation. Dort löschen zehntausende Menschen in zehn Stunden Schichten im Auftrag der groߟen Silicon Valley-Konzerne belastende Fotos und Videos von Facebook, YouTube, Twitter & Co.

Weiterlesen: www.thecleaners-film.de/

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