Zum 30. Geburtstag von Sichtwechsel e.V.

Den Verein Sichtwechsel e.V. für gewaltfreie Medien und seine Vereinsvorsitzende Leonija Wuss sowie einige andere Mitglieder des Vereins lernte ich 2009 bei der Tagung „Zum Problem der Mediatisierung von Kindheit“ in Berlin kennen. Dem Verein und seiner findigen Leiterin war es gelungen Mittel für diese hochkarätige Tagung beim Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend einzuwerben, so dass auf gut informiertem Experten-Niveau die Probleme rund um die Bildschirmisierung von Kindheit erörtert werden konnten. Der damals absehbare Trend, dass das Starren auf Games und neue Probleme durch das Internet, den Blick für die Problematik bildlicher Gewaltdarstellungen in Print und TV verstellen würde, hat sich noch verstärkt. Heute wird erst recht das Fernsehen unterschätzt und die Kinder viel zu früh an Bildwelten herangeführt, die ihre Phantasie einschränken und Nervosität fördern. Gewaltdarstellungen erkennen viele Erwachsene gar nicht mehr als solche und können somit auch ihre Kinder nicht davor schützen. Der Desensibilisierung auf der einen Seite stehen die psychischen Schäden auf der anderen Seite gegenüber, die Bildung und Gesundheit gefährden.
Die Filmregisseurin Wuss hat diese Zusammenhänge viel früher erkannt als andere und mir ihrem Weitblick immer wieder nach Interventionsmöglichkeiten gesucht, um auf die Zusammenhänge der Problematiken aufmerksam zu machen, die nach und nach empirisch belegt wurden – oftmals erst, nachdem gesponserte Forschung oder Zitierkartelle mit einer gewissen Gamesbranchen-Nähe aufgedeckt wurden. Dazu ist einiges auf der Website des Vereins, aber auch auf der des Vereins Mediengewalt – internationale Forschung und Beratung e.V. dokumentiert.
Hier bot sich eine Schnittstelle zur Arbeit des Instituts für Medienverantwortung, das ich 2005 gründete und seither leite. Wir befassen uns mediananalytisch u.a. mit der Einflussnahme auf Medien-Diskurse durch die sogenannte Fünfte Gewalt – also PR und Lobbyismus. Die Empfehlungen einer frühen Bildschirmisierung von Kindern gar noch als „Bildungschance“ entpuppten sich schnell als finanzstarke Einflussnahme durch Microsoft & Co., die in Medien, Politik und Wissenschaft reichen. Dabei gibt die natürliche Entwicklung des Kindes vor, welche Eindrücke und Erfahrungen es wann im Leben verarbeiten und daraus lernen kann.
So ergriffen wir drei gemeinsam im Frühjahr die Initiative, der neuen Bildungsministerin zu schreiben und unsere Expertise anzubieten. Erste Gespräche fanden statt: Ob sich daraus weiteres ergibt, wird sich zeigen. Dass Ausdauer und Hartnäckigkeit vonnöten sind, das haben wir von Frau Wuss gelernt, und sich nicht beirren zu lassen im relevanten Anliegen.
In diesem Sinne herzlichen Dank für die Klarheit, die vielen Impulse und Ihre Standfestigkeit! Mit den besten Wünschen für den Elan beim WeiterSo in dieser wichtigen Aufklärungsaufgabe!

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